Rasayana und Hegels „gute Unendlichkeit“.
Wenn wir heute über Longevity sprechen, denken viele an das „Verlängern“ des Lebens um Jahre, vielleicht Jahrzehnte. Diese Vorstellung folgt jedoch oft einem linearen Prinzip: n + 1, ein weiteres Jahr, dann noch eines, und so fort – ohne wirklich zum Ziel zu gelangen. Hegel nennt dies die „schlechte“ Unendlichkeit: eine Gerade, die ins Endlose weist, aber niemals ankommt.
Aber das Endliche und das Unendliche sind bei Hegel keine Gegensätze, sondern eine dialektische Einheit. Das Unendliche verwirklicht sich nur im Endlichen, und das Endliche ist nur sinnvoll im Licht des Unendlichen. Die wahre Unendlichkeit ist daher nicht die endlose Addition, sondern die Negation der schlechten Unendlichkeit.
Sie zeigt sich nicht als Gerade, die ins Unbegrenzte läuft, sondern als Kreis – „die sich erreicht habende Linie, geschlossen und ganz gegenwärtig, ohne Anfang und Ende“. Übertragen wir dies auf Ayurveda und Rasayana, so wird der Unterschied deutlich:
Moderne Longevity strebt oft nach dem mehr, also n + 1, basierend auf linearem Fortschritt durch Technik, Therapien oder pharmakologische Interventionen. Rasayana dagegen orientiert sich an der guten Unendlichkeit: an einem zyklischen, regenerativen Prinzip, das nicht bloß Jahre anhängt, sondern den Organismus in einen Zustand von Ganzheit und Gegenwärtigkeit führt.
Die Praxis von Rasayana zielt darauf ab, ihre Zellen zu verjüngen, die Lebensenergie (Ojas) zu bewahren und Körper wie Geist in einen Zustand von Erneuerung zu führen. Es ist keine Flucht in eine ferne Zukunft, sondern die Verwirklichung von Unendlichkeit im Hier und Jetzt – erfahrbar im Rhythmus von Atem, Ernährung, Regeneration und Bewusstsein.
So wie Hegels wahre Unendlichkeit sich im Kreis vollendet, so vollendet sich Rasayana nicht in der simplen linearen Addition von Lebensjahren, sondern dem biologischen Kreislauf von Regeneration und Lebendigkeit.